22. Februar 2023
25

„Am Aschermittwoch ist alles vorbei.“ – Am Beginn der Fastenzeit könnt ihr mit euren Schülerinnen und Schülern überlegen, was Fasten mit dem Verzicht auf Fleisch zu tun hat und was es im ursprünglichen Sinn für Christinnen und Christen bedeutet.

Die Zeit zwischen Aschermittwoch und Ostern ist die einzige christliche Fastenzeit, die noch im kulturellen Gedächtnis vieler Menschen verankert ist. Theoretisch jedenfalls. „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“: Die Fastenzeit beginnt, der Spaß ist vorbei. Doch nicht alle wissen genau, warum diese 40 Tage etwas mit Verzicht auf Fleischessen zu tun haben. Und noch weniger klar ist vielen, welche Bedeutung das in der christlichen Religion hat.

Fleisch essen

Fleisch essen – drastischer: Tiere essen – ist in Gesellschaften, die aufgrund von Massentierhaltung und Billigfleischproduktion jeden Tag Fleisch essen können, ein umstrittenes Thema. Allein von 1961 bis 2018 hat sich in Deutschland die jährliche Fleischproduktion von 71.400 auf 342.400 Tonnen mehr als vervierfacht. (Angaben aus: DIE ZEIT vom 13.01.2022). Viele landwirtschaftliche Betriebe, die Fleisch produzieren, sind abhängig von Subventionen, um überleben zu können. Auf der anderen Seite werden viel mehr junge Menschen als früher Vegetarier. Andere sagen: „Alles unter fünfhundert Gramm ist Aufschnitt.“ Unser Verhältnis zu Fleisch ist sehr ambivalent. Und den meisten ist eigentlich klar, dass wir viel zu viel Fleisch essen, vor allem zu viel Billigfleisch.

Kein Fleisch essen – Zwischen religiöser Übung und Fasten light

Der Verzicht auf Fleisch hat vielfältige Gründe: Gründe im Bereich der Umwelt- oder Tierethik, der Gesundheit oder eben der Religion. In der Serie „Katholisch für Anfänger“ gibt es einen Drei-Minuten-Zeichentrickfilm zum Fasten. Hier wird gut und unterhaltsam begründet, was der Sinn von Fasten im Christentum ist, woher die Idee eigentlich kommt und wo dabei der Verzicht auf Fleisch seinen Platz hat. Diesen Punkt könnt ihr auch mit einer Radioandacht aufgreifen: „Durch Fasten Richtung Paradies“ von Henning Keine (18.März 2020). Lest den Text vor und lasst die Lernenden Stellung zu dem letzten Satz beziehen.

Wenn ihr den religiösen Sinn des Fastens vertiefen wollt, kommt ihr nicht umhin, die Unterschiede zwischen evangelischem und katholischen Fastenverständnis anzusprechen (siehe Kopiervorlage zum kostenlosen Download). Im Katholizismus ist das Fasten mit dem Bußsakrament verbunden. Im Zeichentrickfilm der Serie „Katholisch für Anfänger“ heißt es: Fasten „light“ sei es, nur an jedem normalen Freitag kein Fleisch zu essen. Fasten „hardcore“ zusätzlich an Aschermittwoch und Karfreitag und als „Dauerschleife“ an allen 40 Tagen in der Fastenzeit. Die kirchlichen Regeln zum Fleischverzicht wurden allerdings 1967 dahingehend gelockert, dass seither die nationalen Bischofskonferenzen entscheiden können, ob das Fleischfasten für Katholikinnen und Katholiken in der Fastenzeit obligatorisch ist oder nicht. In Deutschland bestimmt jeder Gläubige selbst, ob er oder sie freitags oder in der Fastenzeit Fleisch isst oder eine andere Form der Buße wählt, z.B. auf Genussmittel, Fernsehen oder Internet zu verzichten.

Und was bedeutet das für evangelische Christinnen und Christen? Für Protestanten klingt dabei immer etwas Werkgerechtigkeit mit. Die Beichte ist aber nach katholischem Verständnis kein „Freifahrtschein“. Reue und Buße gehören immer dazu. Die evangelische Kirche hat mit ihrer Aktion „7 Wochen Ohne“ das Fasten vom Verzicht auf Fleisch und auch vom Zusammenhang mit Bußwerken befreit. Diese spiritualisierte Fastenaktion greift offensichtlich ein Bedürfnis auf, sich sieben Wochen lang auf ein Thema zu besinnen: 2023 auf „Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit.“ Auf dem Cover der Plakate ist eine lächelnde junge Frau zu sehen, in einem Auto sitzend und von warmem Sonnenlicht angestrahlt. Ist das nun die evangelische Form von Fasten „light?“

Wer den Internetauftritt von „7 Wochen Ohne“ aufruft, wird mit einer breit angelegten Presse- und Werbekampagne konfrontiert, koordiniert vom Gemeinschaftswerk der evangelischen Publizistik. Wenn man sich zusätzlich informiert, was das jeweilige Motto dieser Aktionen in den vergangenen Jahren war, kann man sich schon fragen, ob es hier um Wellness, Gesundheit, Work-Life-Balance und Ähnliches geht oder tatsächlich um eine bewusste Gestaltung der Passionszeit.

Doch auch zu dieser Frage liefern Film und Webseite der Aktion eine plausible Antwort: Fasten bedeutet nicht ausschließlich Verzicht auf etwas, sondern für etwas, das über meine persönlichen Bedürfnisse hinausgeht. Der Verzicht schafft Zeit und Energie für anderes, dem man sich sonst im Alltag nicht widmet.

Warum sich also nicht in diesem Jahr einmal auf die Wurzeln besinnen und angesichts von Klimawandel und dessen Folgen in der Fastenzeit über unsere Lebensgrundlagen nachdenken? Warum nicht mit dem (katholischen) Original und mit Fleischfasten? Einen Selbstversuch wäre es wert. Es gibt viele gute Gründe dafür.

Kostenlos zum Download

Zum Weiterlesen

Produktempfehlung

Danke!
25 Personen haben sich für diesen Beitrag bedankt.
Klicke aufs Herz und sag Danke.