5. Mai 2023
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Religion wird häufig abwertend als „Laberfach“ bezeichnet. Doch genau das ist es eben nicht. „Labern“, der Austausch über Belanglosigkeiten, hat nichts mit der Auseinandersetzung mit den großen Fragen des Lebens zu tun. Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen ist eine einmalige Chance, zu eigenen Erkenntnissen vor dem Hintergrund der eigenen Wahrnehmung von Wirklichkeit zu gelangen.

Im Religionsunterricht geht es nicht nur um ein Kennenlernen von Religion und Glauben. Der Religionsunterricht bietet die Möglichkeit, selbst Theologie zu betreiben. Diese Möglichkeit sollte genutzt werden. Doch wie kann das gelingen?

Theologie und Theologisieren: Wo ist der Unterschied?

Der Unterschied zwischen der Theologie als wissenschaftlicher Disziplin und dem Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen besteht hinsichtlich des Anspruchs daran, was erreicht werden soll. Die Theologie hat den Anspruch, umfassende wissenschaftliche Erkenntnisse in verschiedensten Bereichen (biblische, historische, systematische, praktische und interkulturelle Theologie) zu gewinnen. In der Kinder- und Jugendtheologie wird der Fokus auf die Sinnsuche und die Reflexion des eigenen Lebens gelegt. Die Kinder und Jugendlichen sollen zum eigenen Nachdenken über theologische Fragen angeregt werden und Orientierung für ihr Leben gewinnen. Dabei müssen sich auch die Methoden an Kindern und Jugendlichen ausrichten. Ihre ganz eigene Weise Fragen zu stellen, muss berücksichtigt werden. Kinder- und Jugendtheologie ist keine „Mini-Theologie“, sondern eine ganz eigenständige Form der Theologie, die konsequent vom jungen Menschen aus gedacht werden muss.

Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen: Was muss ich berücksichtigen?

Wollt ihr im Unterricht Kindertheologie betreiben, müsst ihr schon bei der Vorbereitung die Perspektive eurer Lernenden auf die Welt einnehmen. Was bewegt sie im Leben? Welche Fragen könnten sie haben? Beispiele für Fragen sind:

  • Was passiert nach dem Tod?
  • Hört mich Gott im Gebet?
  • Warum lässt Gott zu, dass schlechte Dinge passieren?

Die Antworten auf diese Fragen bzw. benötigtes Hintergrundwissen sollten nicht deduktiv vorgegeben werden. Die Lernenden sollen Raum bekommen, eigene Erkenntnisse zu gewinnen und in den Lernprozess einzubringen.

Theologisieren mit Kindern und Jugendlichen: Wie gehe ich methodisch vor?

Für den Unterricht bieten sich beispielsweise folgende Zugänge an:

  • Phänomenologischer Zugang: Die Wahrnehmung der Lernenden wird auf konkrete Phänomene gelenkt.
    Beispiel: Beschreibe den Regenbogen.
  • Hermeneutischer Zugang: Die Lernenden können durch Leitfragen bei der Textanalyse unterstützt werden.
    Beispiel: Nenne die Wörter, die für Gott verwendet werden.
  • Analytischer Zugang: Die Lernenden klären die Bedeutung von Begriffen.
    Beispiel: Nenne Beispiele für Freundschaft.
  • Dialektischer Zugang: Im gelenkten Dialog werden theologische Fragen erörtert.
    Beispiel: Begründe deine Aussage.
  • Spekulativer Zugang: Die Lernenden werden durch Gedankenexperimente angeregt, über Fragen nachzudenken.
    Beispiel: Stell dir vor, alle Menschen würden sich so verhalten. Beschreibe, was sich ändern würde.

Wichtig ist die Einhaltung grundsätzlicher Gesprächsregeln. Die Kommunikation sollte wertschätzend sein und Äußerungen der Lernenden nicht abgewertet werden. Ihr könnt euch vorab einige Impulse zurechtlegen, mit deren Hilfe ihr das Gespräch lenken könnt. Anregungen für solche Impulse könnt ihr euch am Ende des Beitrags kostenlos herunterladen.

Ich wünsche euch und euren Lernenden einen erkenntnisreichen Austausch über die kleinen und großen Fragen des Lebens.

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