8. März 2023
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Hatte Jesus Umgang mit Frauen? Von Jüngern, allen voran Simon Petrus, wird viel geschrieben und gesprochen. Aber werden auch Frauen im Neuen Testament namentlich erwähnt? Hatte Jesus Kontakt zu Frauen?

Veranschaulicht man sich die Rechte der Frau zur Zeit Jesu, verwundert es regelrecht, dass Jesus tatsächlich (unkonventionell) mit Frauen Umgang pflegte. Nicht nur seine Mutter, sondern vor allem Maria von Magdala gehörte zu seinem unmittelbaren Umfeld. Darüber hinaus werden die syrophönizische oder kanaanäische Frau und die Schwestern Maria und Marta aus Betanien namentlich erwähnt.

Die Rechte der Frauen waren in der vorherrschend patriarchalischen Kultur zu Lebzeiten Jesu sehr begrenzt und setzten, wenn überhaupt, erst mit der Verheiratung ein. Die unverheiratete Frau war in der Regel diskriminiert und verachtet. Der Status der verheirateten Frau ging einher mit ihrer Mutterrolle, insbesondere das Gebären von Söhnen trug zum Prestige bei. Dennoch war sie auch dann Untergebene des Mannes, der nicht nur das Recht auf mehrere Frauen besaß, sondern ihr auch jederzeit die Scheidung aussprechen konnte. Öffentlichkeit gestand man der Frau nicht zu, ihr Wirkungskreis war auf die häuslichen Pflichten beschränkt. Der Besuch des Tempels war ihr als der kultisch Unreinen ebenso verboten wie die Zulassung als Zeugin vor Gericht.

Vor diesem Hintergrund erscheint Jesu Umgang mit Frauen als nahezu revolutionär. Er überwindet Konventionen, indem er von seiner traditionellen Umwelt und den patriarchalen Denk- und Verhaltensmustern abweicht: Er bezieht Frauen in die Verkündigung der Heilsbotschaft mit ein, er toleriert Frauen, die mit ihm ziehen und zu der Schar der Jünger gehören (Lk 8,2f.), er ist mit Frauen befreundet, die er zu Hause besucht (Marta und Maria aus Betanien, Lk 10,38ff.), er heilt Frauen, die nach jüdischem Gesetz als „unrein“ galten (blutflüssige Frau, Mk 5,25ff.), er verhält sich Frauen gegenüber souverän und vorurteilsfrei (Samariterin am Jakobsbrunnen, Joh 4,7ff.), spricht mit Prostituierten und Sünderinnen, wie Maria von Magdala  (Lk 7,36ff.).

Doch nicht nur vom Umgang mit Frauen berichten die vier Evangelisten, sondern auch von der Lernwilligkeit und -fähigkeit Jesu in Bezug auf Frauen.

Jesus und die Frauen: Anregungen für den Unterricht

In einem Brainstorming zu „Frauengestalten des Neuen Testaments“ werden die Lernenden angeregt, ihnen bekannte und geläufige Frauennamen des Neuen Testaments zu nennen und sich zu ihnen auszutauschen. Es ist davon auszugehen, dass sie sich (wenn überhaupt) lediglich an die bekanntesten Frauen – Maria, die Mutter Jesu, und Maria von Magdala – erinnern werden. Dazu kann die Situation der Frauen zur Zeit Jesu thematisiert werden.

(vgl. Maria Magdalena, die Botin der Auferstehung S. 12, M3)

In der folgenden Unterrichtseinheit soll der Fokus auf eher „unbekannte“ Frauen des Neuen Testaments gerichtet werden, um den generellen „revolutionären“ Umgang Jesu mit Frauen herauszuarbeiten: In weiteren Blog-Beiträgen werden die syrophönizische/kanaanäische Frau, Maria und Marta aus Betanien, Maria von Magdala sowie Maria, die Mutter Jesu, thematisiert.

Erkenntnisgewinn für die Lernenden

Ein Transfer zur Lebenswirklichkeit der Lernenden bietet sich bei Behandlung der jeweiligen Frauengestalt an, wenn die Charakterzüge, die Qualitäten und die Besonderheiten herausgearbeitet werden. Der Erkenntnisgewinn könnte allerdings darüber hinaus auch darin bestehen, die Rolle der Frau in der (heutigen) katholischen Kirche in Frage zu stellen, zu diskutieren und neu zu bewerten.

Hierzu passend: Die Aktion Maria 2.0

Die neutestamentlichen Frauen – Glaubensvorbilder?

Die namentlichen Verweise auf Frauen im Neuen Testament heben bereits ihre besondere Stellung hervor, denn sie stehen in der unmittelbaren Nachfolge Jesu. Ja, es gab nicht nur im Umfeld Jesu Frauen, mit denen er kommunizierte, nein, sie standen sogar in der direkten Glaubens-Nachfolge. (Beachtet die nachfolgenden Artikel der Serie). So war beispielsweise Maria von Magdala die erste Verkünderin der Auferstehung und erhielt später sogar von Augustinus den Titel „apostola apostolorum“, Apostelin der Apostel.

In dieser Nachfolge sehen sich heute mutige engagierte Frauen, die die Hoffnung auf Anerkennung und Rehabilitation in der katholischen Kirche (noch) nicht aufgegeben haben.

Zum Weiterlesen: Biblische Frauengestalten

In den Blogbeträgen unserer Serie findet ihr viele Unterrichtsanregungen und -materialien.

Am Beispiel der syrophönizischen Frau (Mk 7,24-30) wird deutlich, dass Jesus nicht nur mit Frauen kommunizierte, sondern es zeigt auch seine Lernwilligkeit und Lernfähigkeit im Umgang mit Frauen.

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Mirjam übernimmt während der Befreiung des israelitischen Volkes aus Ägypten, dem Auszug aus dem Schilfmeer und der erfolgreichen Abwendung der Truppen des Pharaos eine zentrale Rolle.

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Mit Rut und ihrer Schwiegermutter Noomi lernen die Lernenden neben Mirjam zwei weitere alttestamentliche Frauengestalten kennen. Rut befindet sich in einer ähnlichen Situation wie Mirjam. Auch sie wagt den Aufbruch und zieht in eine ungewisse Zukunft. Doch lassen sich an Rut weitere besondere Eigenschaften entdecken, die Identifikationspotenzial bieten.

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An der Begegnung Jesu mit den Schwestern Marta und Maria aus Betanien wird deutlich, dass Jesus nicht nur mit Frauen kommunizierte, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnet.

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An der Begegnung Jesu mit den Schwestern Marta und Maria aus Betanien wird deutlich, dass Jesus nicht nur mit Frauen kommunizierte, sondern ihnen auf Augenhöhe begegnet.

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