10. März 2023
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„Können wir einen Film gucken?“ – Wer kennt diese Frage nicht aus dem Schulalltag? Wie können Spielfilme und Serien gewinnbringend im Unterricht eingesetzt werden?

Filme und Serien im Religionsunterricht sind mehr als bloßes Entertainment oder der Versuch, eine Stunde ohne Vorbereitung und Aufwand über die Bühne zu bringen. Bewusst eingesetzt, können Filme im Religionsunterricht zum Nachdenken anregen. Sie laden ein, sich mit bestimmten Themen zu beschäftigen und Inhalte kritisch zu hinterfragen.

Auf Filme im Religionunterricht nicht verzichten

Jugendlichen wird allzu schnell eine gewisse Gottlosigkeit und Ferne von Religion vorgeworfen. Doch nur weil jemand mit Traditionen bricht, heißt das nicht, dass diese Person keine Religiosität mehr besitzt. Das Problem besteht darin, dass die Kategorien, in denen Gesellschaft, aber auch Religionspädagogik und die praktische Theologie denken, sich nicht immer für die Lebenswelt und die Religiosität der Jugendlichen verwenden lassen. Ein genauer Blick zeigt, dass Jugendliche über die Themen, zu denen sie der Religionsunterricht führen will, auf ihre ganz eigene Weise nachdenken. Es ist daher eine Chance, die Themen in der Kultur der jungen Menschen zu suchen, aufzugreifen und die Lernenden darauf hinzuweisen, dass sie die Fragen des Religionsunterrichts bereits in ihrem Kopf haben. Filme und Serien gehören unmittelbar zur Lebenswelt. Diese Medien arbeiten häufig mit religiöser Symbolik. Mit eurer Expertise habt ihr die Möglichkeit, diese Symbolik zu deuten. Anschließend könnt ihr euren Lernenden zeigen, wie auch sie diese Hermeneutik ihrer eigenen Kultur bewerkstelligen können.

Wie können Filme im Religionsunterricht eingesetzt werden?

Ein Spielfilm dauert in der Regel über 90 Minuten. Einen ganzen Film zu zeigen, hat den Vorteil, dass alle Zusammenhänge innerhalb eines Filmes deutlich werden. Der Nachteil ist, dass die Filme aufgrund ihrer Spieldauer mit dem engen Zeitfenster des Unterrichts kollidieren. Ausschnitte sind im Prinzip das Mittel der Wahl. Sie bieten sich besonders an, wenn nicht der ganze Film benötigt wird, um einen Zusammenhang zu verstehen. Wird der Film ausschnittweise gezeigt, bietet es sich an, den Lernenden eine schriftliche oder mündliche Inhaltsangabe des Filmes zu geben, sodass sie die gezeigten Szenen besser einordnen können.

Vorab sollten konkrete Beobachtungsaufgaben formuliert werden, die den Blick der Lernenden auf die wesentlichen Inhalte und Zusammenhänge lenken. Das Anfertigen von Notizen ist unentbehrlich, da die Nachbereitung manchmal erst in der nächsten Stunde erfolgen kann.

Im Unterrichtsverlauf sollten Filme dann nicht wie im Sprachunterricht analysiert werden. Schnitt, Kameraführung und weitere Stilmittel sind zwar interessant, für den Religionsunterricht geht es aber vielmehr um inhaltliche Fragen, wie zum Beispiel:

  • Welche Grundfrage des menschlichen Lebens wird in dem Film/in der Szene aufgegriffen?
  • In welchem Kontext taucht das Problem auf?
  • Was hat zu dem Problem geführt?
  • Wie wird mit dem Problem umgegangen?
  • Wurde das Problem gelöst?
  • Welche Antwort gibt das Christentum auf die Frage, wie mit dem Problem umzugehen ist?
  • Wie würde ich mit diesem Problem umgehen?

Welche Filme eignen sich für den Unterricht?

Zum einen gibt es die Verfilmungen religiöser Inhalte, so plant beispielsweise Mel Gibson eine Fortsetzung seines Films „Die Passion Christi“ aus dem Jahr 2004. Es gibt Filme, die mit religiösen Motiven spielen, wie zum Beispiel „Avatar –Aufbruch nach Pandora“ (2009) und „Avatar: The Way of Water“ (2022). Einige Filme beschäftigen sich offenkundig mit einer Religion, indem diese selbst zum Thema wird, wie zum Beispiel der Netflix-Film „Die zwei Päpste“ (2019). Filme, wie „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ (2014) und der Film „Man of God“ (2022) thematisieren offen Fragen des Lebens. Diese Auswahl soll exemplarisch zeigen, dass das Angebot breit gefächert ist und ihr den Film passend zum Thema, zur Zielgruppe und zum Ziel des Unterrichts auswählen solltet.

Mit Filmen und Serien soll die Besonderheit des Religionsunterrichts nicht aufgehoben werden, sondern trotz und vielleicht gerade mit diesen Medien aufrechterhalten werden. Ich wünsche euch dabei viel Freude. Film ab!

Zum Weiterlesen

In diesem Blogbeitrag gibt es konkete Tipps für den Einsatz eines Kurzfilms im Unterricht: „Die Größe der Dinge“

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