8. Mai 2023
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Bibeltexte lesen, diskutieren, in der Vergangenheit erzählen – für immer mehr Lernende stellen Aufgaben im Religionsunterricht eine Herausforderung dar. Umso wichtiger wird sprachbildender Religionsunterricht.

„Diskutiert, ob Gott ein Menschenopfer will. Was habt ihr gedacht, als ihr die Geschichte gelesen habt? Was würdet ihr Gott opfern?“ – So lautet eine typische Aufgabe in der Auseinandersetzung mit Gen 22,1–19. Um diese zu bewältigen, müssen Lernende …

  • zunächst einmal den Bibeltext lesen: Der Prozess des Lesens verlangt, Grapheme in Phoneme umzusetzen und damit dekodieren zu können.
  • den Bibeltext verstehen: Die Lernenden müssen aus dem Geschriebenen den Sinngehalt entnehmen. Dabei geht es nicht darum, auswendig zu referieren, sondern die Kerngedanken wiedergeben zu können. Vorwissen, Wortschatz, Motivation und Wissen um Lernstrategien sowie die Beherrschung von selbstregulativen Techniken sind für diese Schritte nötig.
  • nach Bewältigung dieser Aufgaben in einem weiteren Schritt darüber nachdenken, inwiefern Gott Menschenopfer will. Dazu müssen Thesen formuliert und Pro- sowie Kontra-Argumente abgeglichen werden, um anschließend zu einer begründeten Bewertung zu kommen.

Für viele Lernende stellt dies Herausforderungen dar, für die es Begleitung braucht. Sprachbildender Religionsunterricht nimmt genau diese Anforderungen in den Blick.

Sprachbildender Religionsunterricht

Sprachbildender Religionsunterricht nimmt ernst, dass Sprache ein zentrales Werkzeug im Unterricht, gleichzeitig aber auch der Spracherwerb Ziel unterrichtlichen Handelns ist. Jedes Lernen ist demnach in Sprache eingebunden.

Dazu ist es notwendig, die sprachlichen Anforderungen – sowohl bildungssprachliche als auch spezifische für das Fach Religion – bewusst wahrzunehmen und darauf aufbauend entsprechende Hilfen zur Verfügung zu stellen.

„Gott prüft Abraham“ im sprachbildenden Religionsunterricht

Der Ausgangspunkt der eingangs beschriebenen Aufgabe ist das Lesen des Bibeltexts. Das Lesen ist ein komplexer Prozess, der aus mehreren Teilfähigkeiten besteht, die unterstützt werden können. Die Kopiervorlagen aus dem Band „Sprachbildung im Religionsunterricht 5/6“, die ihr unten zum Download findet, machen dazu folgende Angebote:

Den Text an die sprachlichen Kompetenzen der Lernenden anpassen

Der Bibeltext auf der ersten Kopiervorlage ist aus der „BasisBibel“ entnommen und darüber hinaus im Hinblick auf folgende Aspekte verändert bzw. vereinfacht worden:

  • Personalpronomen (z. B. er, sie) wurden durch Eigennamen (z. B. Abraham) ersetzt. Die Verwendung von Personalpronomen setzt voraus, dass die Lesenden den Bezug zwischen Personalpronomen und Namen herstellen können.
  • Es wurden weitestgehend Inversionen vermieden. Wenn Subjekt und Verb am Anfang des Satzes platziert werden, sind handelnde Person und Handlung bereits zu Beginn klar.
  • Es wurde Perfekt statt Präteritum verwendet, da dies den Lernenden durch die Alltagssprache geläufiger ist.
  • Der Text wurde in inhaltslogische Abschnitte unterteilt. Die Strukturierung soll das Leseverständnis fördern.

Die sprachliche Fertigkeit „Lesen“ mit Leseaufträgen unterstützen

Gute Leseaufträge nehmen die Komplexität der Leseaufgabe ernst und geben den Lernenden Zeit, ihr Vorwissen zu aktivieren und damit den Prozess vorzuentlasten. Leseaufträge enthalten sowohl einen Hinweis auf den benötigten Lesestil (z. B. orientierend, selektiv, global, detailliert) als auch eine dazu passende Lesestrategie. Die erste Aufgabe der Kopiervorlage „Leseaufträge“ zielt auf das orientierende Lesen. Aufgaben zu verschiedenen Lesestrategien schließen sich an: Fragen zum Text beantworten, den Text mit Begriffserklärungen lesen und Zwischenüberschriften formulieren.

Sich mit den Zeitformen des Bibeltextes auseinandersetzen: Tempuswechsel üben

Das Präteritum wird in der Alltagssprache kaum verwendet. Biblische, aber auch viele literarische Texte sind im Präteritum verfasst. Für den sicheren Umgang mit solchen grammatischen Phänomenen bietet die Kopiervorlage „Tempuswechsel“ eine Möglichkeit zur Wiederholung und Festigung der Verwendung des Präteritums in echten Kommunikationssituationen in Rückbindung an den Bibeltext.

Was sind eure Erfahrungen mit den sprachlichen Hürden im Religionsunterricht? Für welche sprachlichen Anforderungen wünscht ihr euch Hinweise und Materialien?

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Zum Weiterlesen

Anregungen zum sprachbildenden Religionsunterricht mit dem Schwerpunkt „Hörverstehen“ findet ihr in diesem Blogbeitrag.

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