14. März 2022
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In den letzten Jahren hat die unbemannte Waffentechnik eine atemberaubende Entwicklung genommen. Befürworter sehen in ihr ein neues, Menschenleben schonendes Mittel der Kriegsführung. Moralisch ist der Einsatz solcher Technik allerdings äußerst diskutabel.

Kampfdrohnen: Krieg auf „moderne“ Art?

Seit Jahrtausenden führen Menschen Kriege gegeneinander. Erst kämpfte man nur an Land, später auch auf den Meeren und seit etwas über hundert Jahren gibt es Kämpfe in der Luft. Der Erfindungsgeist der Menschheit kennt jedenfalls kaum Grenzen bei der Entwicklung neuer Kriegs- und Militärtechniken. Besonders autonome Waffensysteme haben sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt. Ein prominentes Beispiel für ein solches System sind die sogenannten Kampfdrohnen, deren Einsatz insbesondere im Afghanistankonflikt für mediale Aufmerksamkeit sorgte. Einerseits verspricht der Einsatz von Kampfdrohnen eine große Präzision im Kampfeinsatz und den Schutz der eigenen Soldaten, die ihr Kriegsgerät nun ganz „komfortabel“ aus der Ferne steuern und so vermeintlich strategische Ziele ohne weitere Kollateralschäden eliminieren können. Es scheint Befürwortern sogar moralisch geboten, auf solche Drohnen immer dann zurückzugreifen, wenn ihr Einsatz erfolgsversprechend ist. Auch in Deutschland wird deshalb schon länger die Anschaffung von Kampfdrohnen für die Bundeswehr diskutiert. Die Ampel-Koalition war bereits 2021 für ihre Anschaffung. Die aktuell durch den Krieg in der Ukraine ausgelöste Aufstockung des Bundeswehretats setzt nun möglicherweise Milliarden zur Anschaffung von Drohnen frei. Doch gibt es andererseits auch begründeten Widerstand gegen die Anschaffung und den Einsatz von Kampfdrohen, denn nicht jeder militärtechnologische Fortschritt ist gleich per se moralischer als bereits existierende Technologien. Auch der Einsatz von Drohnen provoziert Leid. Kritiker bemängeln u. a., dass der Tod auf Knopfdruck den Krieg noch inhumaner werden lasse, da er keine emotionale Nähe mehr zwischen Täter und Opfer zulasse. Die Lager der Befürworter und Gegner von Kampfdrohen verhärten sich. Und genau deshalb eignet sich das Thema gut zur Durchführung einer Pro- und Kontradebatte im Unterricht, um sich ein kritisches politisches und ethisches Urteil zum Einsatz von Drohnen im Krieg zu bilden.

Eine Pro- und Kontradiskussion im Unterricht durchführen

Zur Erarbeitung der Ausgangsfrage sollte ein problemorientierter Einstieg ins Thema erfolgen. Dies kann bildlich geschehen. Zum Beispiel mithilfe der Darstellung eines Sensenmanns, die wichtige Assoziationen hervorruft (z. B. Tod aus dem Nichts/aus der Luft; lautloser Tod…). Alternativ oder in Kombination mit einem Bild bieten sich auch Begriffe wie „Reaper“, „Predator“ oder „Todesengel“ zum Einstieg an, um zu diskutieren, inwiefern diese Bezeichnungen die Eigenschaften von Kampfdrohnen passend beschreiben (s. Leben leben 9 Bayern Gymnasium, S. 81).

In der eigentlichen Erarbeitungsphase des Themas, in der wichtiges Sachwissen zum Thema erworben wird und die Argumente für und gegen die Beschaffung und den Einsatz von Drohnen gesammelt werden, werden Gruppen gebildet, um die Pro- und Kontra-Argumente arbeitsteilig zusammenzustellen. An Materialien zum Thema mangelt es nicht. Eine Vorauswahl der Materialien durch die Lehrkraft kann sinnvoll sein, wenn die Lernenden noch wenig Erfahrungen mit Recherchemethoden haben. Ein gut nutzbarer Text ist z. B. der folgende Artikel aus der Stuttgarter Zeitung: Pro und Kontra: Drohnen: Der ferngesteuerte Krieg – Politik – Stuttgarter Zeitung. Auch verschiedene und für jede Gruppe unterschiedliche Materialien sind gut denkbar.

Um die abschließende Debatte vorzubereiten, sollten alle wichtigen Argumente von den Lernenden sichtbar festgehalten und ggf. im Plenum verglichen werden. Dies kann zum Beispiel tabellarisch erfolgen (siehe Kopiervorlage). Die gesammelten Argumente können innerhalb der Gruppen ebenso gewichtet werden. Anschließend bereitet jede Gruppe ihr Plädoyer vor.

Für die Durchführung der Debatte wählen die Gruppen jeweils eine Gruppensprecherin oder einen Gruppensprecher. Zudem wird eine Moderatorin oder ein Moderator zur Leitung der Debatte und zur Überwachung der Gesprächsregeln bestimmt. Anschließend werden die Argumente ausgetauscht. Dabei sollte erst einmal jede Gruppe ihr Plädoyer der Reihe nach vortragen. Danach kann die Möglichkeit zur Erwiderung auf die einzelnen Plädoyers durch die anderen Gruppen eingeräumt werden. Zuletzt sollten Fragen aus dem Plenum an die jeweilige Sprecherin/den jeweiligen Sprecher gestellt werden dürfen.

Nach Debattenabschluss wird eine Reflexion der Debatte im Kurs/in der Klasse durchgeführt. Leitend können hier folgende Arbeitsaufträge sein:

  • Beschreibe, wie du dich in deiner Rolle gefühlt hast.
  • Nimm Stellung, inwiefern die dich die Argumente von X überzeugt/nicht überzeugt haben.
  • Beurteile die Qualität der vorgetragenen Argumente.

Tipps

  • Im Vorfeld der Debatte können Gesprächsregeln festlegt werden, damit die Diskussion nicht auf eine persönliche Ebene abgleitet.
  • Bei sehr heterogenen Gruppen können Materialien zur Differenzierung zur bereitgestellt werden. Das Thema eignet sich hierfür besonders gut. Eine anspruchsvolle Zusammenstellung von Argumenten für den Einsatz von Drohnen finden man z. B. hier: Statman: Drohnen, Roboter und die Moral des Krieges: ethikundmilitaer.de

Welche Erfahrungen mit Pro- und Kontradiskussionen habt ihr im Unterricht gemacht? Habt ihr schon einmal die Frage nach dem Einsatz von Drohnen im Unterricht diskutiert? Wie geht ihr mit dem Ukrainekonflikt im Unterricht um?

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Zum Weiterlesen

  • Weitere Impulse, wie die Themen Krieg und Konflikte im Unterricht besprochen werden können, findet ihr auch in diesem Blogbeitrag.
  • Wichtige Informationsseiten, Faktenchecks und Tipps für den Unterricht zum Ukraine-Krieg haben wir in diesem Blogbeitrag für euch zusammengestellt.
  • Einen Unterrichtsbaustein zum Thema „Gerechter Krieg“ gibt es in diesem Blogbeitrag.
  • Einen Vorschlag für eine Friedensaktion, die im Unterricht durchgeführt werden kann, findet ihr in diesem Blogbeitrag.

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Das Thema Krieg und Frieden wird in Leben leben 9 für das Gymnasium in Bayern aufgegriffen.

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