15. Februar 2022
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Als Begründer des klassischen Utilitarismus zählt Jeremy Bentham zu den Klassikern in der Philosophie. Am 15. Februar jährt sich sein Geburtstag zum 274. Mal.  

Bis heute ist der Utilitarismus eines der Grundprinzipien in der praktischen Philosophie. Der ursprünglich von Jeremy Bentham erdachte ethische Ansatz wurde in zahlreichen Ausführungen weiterentwickelt und bildet daher auch in zahlreichen Bereichen wie der Staatsphilosophie oder Tierethik den theoretischen Ausgangspunkt. Mit seinen Ideen war Bentham seiner Zeit weit voraus. So forderte er unter anderem das Wahlrecht für Frauen, die Abschaffung der Todesstrafe und die Legalisierung von Homosexualität – Forderungen, die zum Teil erst Jahrzehnte oder Jahrhunderte später in den Verfassungen vieler Staaten verankert wurden.

Jeremy Bentham: Das Wunderkind aus London

Jeremy Bentham wurde am 15. Februar 1748 in London geboren. Er war der Sohn eines wohlhabenden Rechtsanwaltes und interessierte sich schon sehr früh für das Themengebiet seines Vaters. In seiner Jugend galt er als Wunderkind: Bereits mit zwölf Jahren begann er in Oxford Rechtswissenschaften und Philosophie zu studieren. Gleichzeitig faszinierten ihn auch die Naturwissenschaften, wobei er sich vor allem den Arbeiten von Isaac Newton und Carl von Linné widmete. Nach seiner Ausbildung zum Rechtsanwalt arbeitete Jeremy Bentham allerdings nicht lange in seinem Beruf. Vielmehr interessierte er sich für die politischen Themen und Reformen seiner Zeit, auch wenn seinen theoretischen Ansätzen lange keine Beachtung geschenkt wurde. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts wuchs das Interesse an seinen Ideen. Als Führer der englischen „philosophischen Radikalen“ beriet Bentham die führenden Köpfe der Französischen Revolution. Bis zu seinem Tod 1832 beeinflusste Bentham mit seinem Denken zudem maßgeblich die englische Innenpolitik. Als Begründer des klassischen Utilitarismus zählt er nicht nur zu den einflussreichsten Philosophen, sondern auch zu den wichtigsten Sozialreformer Englands.

Das Prinzip des größten Glücks

In seinem Werk „An Introduction to the Principles of Morals and Legislation“ (dt.: „Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung“) von 1789 verband Bentham verschiedene Ansätze zu einer geschlossenen Theorie, bei der vor allem die Handlungsfolgen bewertet werden. Grundlegend für den Utilitarismus ist das Nützlichkeitsprinzip. Bentham geht von der hedonistischen Annahme aus, dass alle Menschen nach einem möglichst glücklichen Leben streben. Daher ist die Handlung moralisch geboten, die das Glück möglichst vieler Menschen maximiert bzw. deren Leid minimiert. Die Beförderung des individuellen Glücks allein hielt Bentham für nicht nachhaltig, da es auf lange Sicht zu mehr Leid führe. Bentham lässt sich daher den Sozialutilitaristen zuordnen. Welche Entscheidung in einer Situation das größtmögliche Glück befördern würde, ließe sich laut Bentham kalkulieren. Für diesen Zweck entwickelte er ein „hedonistisches Kalkül“, wonach Glück zum Beispiel nach der Wahrscheinlichkeit seines Eintretens oder nach seiner anhaltenden Dauer bewertet wird.

Schon bald nach der Veröffentlichung wurde Benthams Utilitarismus auf vielfache Weise kritisiert und modifiziert. So entwickelte John Stuart Mill bereits kurze Zeit später seine Theorie des qualitativen Utilitarismus. Dennoch waren Benthams Ansätze zu seiner Zeit revolutionär und stärkten zu Zeiten der Aufklärung Positionen, die das eigenverantwortliche und rationale Handeln der Bevölkerung in den Fokus nahmen. Dies waren die ersten Anfänge einer Entwicklung, bei der Menschenrechte und Grundfreiheiten immer mehr in den staatlichen Verfassungen realisiert wurden.

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