3. November 2023
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Die Familie sitzt unter dem Tannenbaum zusammen, packt gemeinsam Geschenke aus, isst zusammen ein leckeres Weihnachtsmenü – so oder ähnlich stellen sich viele Menschen einen gelungenen Weihnachtsfeiertag vor. Doch was dachten Menschen eigentlich vor 1500 Jahren über Weihnachten? Wie wurde Weihnachten in der Alten Kirche gefeiert?

Weihnachten von Anfang an?

Ohne Frage ist für viele Menschen Weihnachten das markanteste und eindrücklichste Fest des Christentums. Alljährlich werden Menschen schon ab dem Spätsommer durch Weihnachtsartikel in Geschäften damit konfrontiert, dass in ein paar Monaten die Adventszeit beginnt. Und schon überlegt man, dass man ja noch mal über eine Erweiterung der Weihnachtsdeko nachdenken oder sich auch schon einmal auf die Suche nach Weihnachtsgeschenken begeben könnte, bevor der alljährliche vorweihnachtliche Run auf die (Online-)Warenhäuser beginnt. Kein anderes christliches Fest wird so stark begleitet von weltlichen und religiösen Mythen und Traditionen. Kaum vorstellbar, dass es diese Ausgestaltungen des Weihnachtsfestes einmal nicht gegeben haben könnte – oder dass es das Weihnachtsfest, also die Feier der Geburt Christi, selbst einmal nicht gegeben haben könnte.

Schaut man aber in die Geschichte des Weihnachtsfestes, so stellt man fest, dass wir heute nur sehr wenige Kenntnisse über die Entstehungsgeschichte des Festes haben und dass eine Feier der Geburt Christi am 25. Dezember in der antiken Kirche sicher erst für das Jahr 336 n.Chr., also für die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts, an einem konkreten Ort (Rom) belegt werden kann. Wahrscheinlich war zumindest eine Feier der Geburt Christi Anfang des vierten Jahrhunderts im Westen des Römischen Reiches und ebenso im römischen Nordafrika recht verbreitet. Wahrscheinlich ist aber auch, dass Christinnen und Christen nicht gleich mit den Tod Jesu begonnen haben, eine fixe Weihnachtstradition zu entwickeln. Erst in den auf Jesu Tod folgenden Reflexionen der frühen Christenheit über das Werk und die Person Christi begann man sich verstärkt auch mit der Frage zu beschäftigen, welche theologische Bedeutung der Geburt Jesu zukommt, wenn es sich bei ihm doch um eine göttliche Person gehandelt hat. Für die frühen Christinnen und Christen wurde erst im Laufe der ersten Jahrhunderte immer klarer, dass in Jesus Gott selbst in die Welt gekommen ist und dass dieses besondere und für die Gläubigen nahezu einmaligem Geschehen jährlich erinnert und gefeiert werden sollte.

Weihnachten in der Alten Kirche: Anknüpfungspunkte für den eigenen Unterricht

Im vorweihnachtlichen Unterricht kann es sich lohnen, die Erfahrungen der Lernenden mit antiken „Weihnachtserfahrungen“ und Interpretationen der Geburt Jesu ins Gespräch zu bringen (eine Zusammenstellung von Texten der sog. Kirchenväter findet sich hier), um z. B. im Anschluss daran Fragen nach dem religiösen Kern des Festes oder dem religiösen Bedeutungsgehalt verschiedener Weihnachtstraditionen und -bräuche im Unterricht nachzugehen. In der Auseinandersetzung mit antiken Stimmen rücken für viele Lernende unweigerlich Gedanken einer möglicherweise fremden Glaubenswelt in den Fokus, die auf sie auch verstörend wirken können, gerade aber deshalb für die Lernenden aber auch ein Anstoß sein können, die eigenen Gedanken über Weihnachten ins Rollen zu bringen oder bestenfalls zu hinterfragen.

Dass nur wenige Texte zu Weihnachten – und zudem nur von Männern – aus den ersten Jahrhunderten überliefert wurden, ist zudem eine besondere Problematik, die thematisiert werden kann. Es erscheint außerdem grundsätzlich irritierend, warum dem Weihnachtsfest angesichts seiner Omnipräsenz heute (z. B. in Werbung, Kaufhäusern, ggf. der eigenen Familie) in der antiken Welt vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Eine mögliche Herangehensweise an das Thema könnte sein (s. ausführlicher das Arbeitsblatt, das ihr unter dem Beitrag kostenlos herunterladen könnt):

  • Zur Hinführung nehmen die Lernenden z. B. in einem Blitzlicht Stellung, was Ihnen an Weihnachten am wichtigsten ist. Die wichtigsten Ergebnisse werden gesammelt. Ergänzend oder alternativ können zur Hinführung auch Werbeanzeigen gesammelt werden, die auf Weihnachten Bezug nehmen.
  • Im Erarbeitungsschritt erschließen sie anschließend die Gedanken antiker christlicher Autoren (z. B. Ephraim der Syrer, Augustinus, Leo der Große) zum Weihnachtsereignis (eine didaktisierte Form auf dem Arbeitsblatt).
  • Vertiefend können sie die Positionen der antiken Denker problematisieren und mit den eigenen Stellungnahmen aus der Hinführung vergleichen.
  • Abschließend bietet sich die Möglichkeit, in einen fiktiven Austausch mit den antiken Autoren zu treten und ihnen zu beschreiben, ob und inwiefern ihre Stimmen zu Weihnachten dem eigenen Nachdenken über das Weihnachtsfest Impulse verliehen haben.

Viel Spaß beim Ausprobieren!

Wie bereitet ihr euch mit euren Lernenden auf Weihnachten vor? Wie gestaltet und thematisiert ihr Weihnachten in eurem Religionsunterricht?

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